Donnerstag, 30. Januar 2014

Auf der Suche nach billigen Arbeitskräften

Weit über tausend Referendare an der Realschule schlossen im Sommer ihre Ausbildung ab. Nur etwa jeder fünfte von ihnen wurde im Anschluss vom Freistaat Bayern übernommen. An anderen Schularten schaut es genauso aus und in den kommenden Jahren wird sich die Situation noch verschärfen. Jedes Jahr tausende Referendare, immer weniger Planstellen.
Warum also, fragt man sich, beschränkt man nicht den Zugang zum Studium, um den gewaltigen Andrang abzubremsen, wo doch angeblich keine fertigen Lehrer benötigt werden (hier hoffentlich widerlegt).
Ganz einfach: Der Staat benötigt die zahlreichen Referendaren als billige Arbeitskraft.

Referendare statt "echter" Lehrer

Referendare übernehmen im Laufe ihrer Ausbildung immer mehr Wochenstunden an Arbeit. Spätestens im zweiten Jahr stehen dann bei allen Realschulreferendaren 17 Stunden auf dem Plan, gleiches gilt fast immer auch für das Gymnasium. Dass hinter den 17 Wochenstunden mehr Arbeit steckt als man annehmen könnte, wurde bereits hier angeschnitten. Interessanter ist vielmehr die Tatsache, dass dies bereits 70 Prozent der Arbeitszeit eines fertigen Lehrers (bei Vollzeit) entspricht. Bei weitaus geringerer Bezahlung. Referendaren bleiben im Monat bestenfalls 1400 Euro netto, der fertige Lehrer steigt bei ca. 3000 Euro netto ein. Selbst ohne tiefergehende Mathematikkentnisse lässt sich erahnen, welch große Geldmittel hierbei eingespart werden.
Eine schnelle Rechnung ergab, dass man alleine an der Realschule über 300 Lehrer auf Vollzeit einstellen könnte, wenn man die Wochenstunden wieder auf den alten Wert reduziert, was gleich näher erläutert wird.
Gleiches gilt für das Gymnasium. Natürlich kostet dies Geld, aber für harte Arbeit sollte auch ein entsprechender Lohn gezahlt werden.


Folgen für die Lehrer...

Noch vor einigen Jahren waren im zweiten Ausbildungsjahr elf eigenverantwortliche Wochenstunden zu leisten. Als es dann zu einem dramatischen Lehrermangel kam, erhöhte man diese Zahl kurzerhand auf 17. Jetzt könnte man sie wieder senken, tut das aber nicht, da man sich an diesen bequemen Weg der Kosteneinsparungen gewöhnt hat.
Dabei sollte man in der Ausbildung gerade auch die Zeit nutzen, Stunden intensiv vorzubereiten, individuelle Härtefälle zu bearbeiten, pädagogische und psychologische Verhaltensweisen erlernen und vieles mehr. Dies ist umso unwahrscheinlicher, je mehr Arbeit man zu erledigen hat.
Im zweiten Ausbildungsjahr stehen außerdem eine Reihe von Prüfungen an, von denen erwartet wird, dass man sich gut darauf vorbereitet. Zusätzlich zum regulären Unterrichtsbetrieb. Wie beides zu bewerkstelligen ist, bleibt ein Geheimnis, beansprucht doch schon die reguläre Arbeit die volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Einer der beiden Bereiche (Unterricht oder Prüfungen) wird im Prüfungszeitraum leiden, viele entscheiden sich wegen des Notendrucks leider dafür, die Unterrichtsvorbereitungen auf ein Minimum zu reduzieren (Die Sinnlosigkeit der Notengebung im Referendariat muss dabei an anderer Stelle dringend durchleuchtet werden).
Hinzu kommt, dass auffallend viele Referendare schwierige Klassen bekommen. Klassen, an denen sich das bisherige Kollegium bereits die Finger verbrannt hat und die jetzt an den Nachwuchs gehen, der sich und seine Kräfte gleich zu Beginn messen soll. Ohne Frage eine weitere Belastung der Junglehrer.

...und die Schüler

Auch die Schüler haben an dieser Lage zu leiden. Insgesamt dürften derzeit weit über 2000 Referendare an bayerischen Realschulen tätig sein, alle verbleiben nur ein Jahr an ihrer Schule. Kontinuität für Schüler schaut definitiv anders aus. Abgesehen davon muss man einfach auch sagen, dass Referendare schlicht und ergreifend noch Berufsanfänger sind und oftmals nicht den Unterricht bereitstellen können, der eigentlich angebracht wäre. Auch pädagogische und psychologische Herausforderungen sind in den ersten Jahren noch schwieriger zu erkennen und zu meistern, das ist einfach eine Sache der Erfahrung, die man über Jahre und Jahrzehnte hinweg aufbaut.
Weiterer Nachteile erscheinen da schon vernachlässigbar klein (z.B. die Tatsache, dass schriftliche Leistungsnachweise nach der Korrektur lange auf sich warten lassen, da auch die Ausbilder noch einmal darüber sehen müssen), sodass sie hier nicht näher ausgeführt werden sollen.

Fazit

Leider bleibt als Fazit also festzuhalten, dass es dem Freistaat Bayern sehr gelegen kommt, wenn möglichst viele Leute ein Lehramtsstudium belegen. Im Referendariat kann dann die Arbeitskraft dieser Junglehrer ausgebeutet werden, im Anschluss daran werden sie auf die Straße gesetzt.
Ich will hier übrigens keineswegs pro oder contra einem NC bei Lehramtsstudiengängen argumentieren, es sollte lediglich aufgezeigt werden, welche Motivation hinter dem momentanen System steckt.

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